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Mein erster Taifun Xangsane am 01.10.2006

Taifun Xangsane braust am 01.10.06 mit Windgeschwindigkeiten von über 200 Km/h auf die Küste bei Danang / Hoi An herein.

Hhhhhhhhhhuuuuuuuuuuuuu!!! Hat das vielleicht geblasen hier. Das hätte mir niemand so beschreiben können wie ich es nun selbst erlebt habe. Drei Tage und zwei Nächte nicht geschlafen. Ich bin total erschöpft und habe am ganzen Körper Muskelkater. Seit heute Abend 04.10 haben wir wieder Strom in Hoi An und ich habe die Möglichkeit euch davon zu berichten.

 

30.09.2006

Morgens haben wir noch Gäste zum Kochkurs bei uns. Auf dem Markt gibt es nur ein sehr begrenztes Angebot. Was es gibt ist viel teuerer als sonst. Die Fischer sind heute schon nicht mehr hinaus gefahren. Der Taifun wurde schon seit gestern angekündigt und solle heute Nacht, etwa gegen Mitternacht, bei Danang / Hoi An an Land gehen. Nachbarn weisen mich auf unseren Wasserturm auf unserem Dach hin. Ich soll ihn mit kräftigen Seilen abspannen und ganz befüllen. Es ist schon spät abends, zwar windig aber nichts besonderes. Ich sitze im 2.Stock auf dem Balkon und warte bis es losgeht. In keinem Nachbarhaus ist mehr Licht zu sehen und keiner schaut wie ich, in den Nachthimmel hinauf. Wo sind sie nur alle? Wollen sie etwa den Taifun verschlafen und erst morgen früh, wenn alles vorbei ist, ihre Nase wieder aus dem Fenster stecken?

 

 

01.10.2006

 

Gegen 3 Uhr Morgens ist Stromausfall und der Wind hat einiges zugelegt. Es ist aber immer noch trocken. Einige Werbeschilder hat der Wind bis dahin losgerissen. Ich denke das war es und lege mich um 4 Uhr schlafen. Gegen 6 Uhr kann ich nicht mehr schlafen und gehe wieder auf den Balkon. Die Nachbarhäuser alle verrammelt und abgesperrt wie jede Nacht. Keiner am Fenster und keiner auf der Straße. Ein sehr gespenstiger Anblick, den ich bis dahin noch nie zu sehen bekam. Normalerweise beginnt das Leben in unserer Nachbarschaft und auf der Straße gegen 4.30 Uhr. Der Wind ist nicht mehr stark und ich gehe gegen 7 Uhr auf die Straße vor unserem Haus. Unweit unseres Hauses beobachte ich, wie Männer dabei sind, eine Überdachung für Reisebusse zusätzlich zu verzurren da das Dach bereits nicht mehr in der Originalposition war.Von nun an gibt es immer wieder kurze sehr starke Windstöße die von wegfliegendem Wellblech oder Reklameschildern begleitet sind. Es wird mir wegen herumfliegender Teile auf der Straße zu gefährlich und ich gehe wieder auf den Balkon hinauf. Ich beobachte 4 Fischreier die mit ungeheuerer Geschwindigkeit durch die Lüfte treiben. Ich gehe aufs Dach um den Wassertank zu überprüfen. Scheiße! Der Wind hat ein Wasserrohr aus dem Wassertank gerissen und 500 Liter Wasser sind ausgelaufen. Nun habe ich bei dem geringen Gewicht des Tanks die Befürchtung, dass eine starke Windböe ihn mitreißen kann. Kurz vor 9 Uhr kann ich mich auf meinem Stuhl nicht mehr halten. Mit breit gespreizten Beinen stehe ich an der Vorderseite des Hausen auf dem Balkon und muß mich am Balkongeländer festhalten.

Wowww! Das hätte ich nicht für möglich gehalten! Ich kann mich nicht mehr halten und es hat mich etwa 2 Meter weggeblasen. Der Wind drückt mich seitlich am Haus gegen das Balkongeländer. Ich kann nichts anderes tun als abzuwarten bis mich der Wind, der mich gefangen hält, kurze Zeit später wieder losläst. Der Balkon ist mit „Einbruchgitter“ über dem Geländer bis zur Decke hoch vergittert, so das ich noch relativ sicher bin. Starker Regen setzte ein und der Wind bläst ihn an, als werde ich von einem Dampfstrahler abgespritzt. Der Fußboden im Haus liegt etwa 3 cm höher als der Balkonboden. Im nu steht das Wasser auf dem Balkon 10 cm hoch und drückt durch die Türen ins Haus. Über das Treppenhaus läuft das Wasser dann in das Erdgeschoss hinunter. Ich schaufle mit jedem Hub etwa 5 Liter Wasser vom Balkon und kämpfte, dass das Wasser nicht über 3 cm Höhe kommt. Ich verstehe gar nicht weshalb meine Frau im Haus ständig nach weiteren Plastikplanen schreit. Ich gehe kurz hinein und sehe das es im Haus regnet als wäre kein Dach mehr darauf. Das Dach aber hält. Der „Dampfstrahler“ draußen spritzt das Wasser die Ziegel entlang hoch, bis es im Haus zu regnen beginnt. Bei allen Fenstern und Türen spritzte es mindestens 2 Meter in den Raum hinein obwohl alles geschlossen war. Zum Glück schläft unsere 3 Jährige Tochter noch. Über das Moskitonetz hat meine Frau eine große Plane gestülpt. Das Gästezimmer hat sie bis dahin verloren und kämpfte nun in unserem Schlafzimmer und im Treppenhaus gegen das Wasser.

 

Ich muss auf den Balkon zurück denn zu den Balkontüren drückt schon wieder sehr viel Wasser ins Haus. Ich muß beim Wasser schaufeln wegen nachlassender Kräfte schon abwechselnd die rechte und linke Hand einsetzen. Sogar mit dem Fuß schaffe ich es etwa 5 Liter Wasser pro Hub zum Geländer hinaus zu spritzen. Je nach Windrichtung muss ich immer mal wieder auf den seitlichen oder vorderen Balkon wechseln. Der Regen peitscht und beim einatmen habe ich immer ein bischen davon im Mund. Es ist eine gigantische Geräuschkulisse im Hintergrund zu hören. Plötzlich macht es einen gewaltigen Schlag gegen das Einbruchgitter auf dem Balkon. Ich bin wie erstarrt. Ein 6 Meter langes und 1 Meter breites Wellblech kam im 2.Stock vorbei geflogen. Ich erkenne auch das Dach unseres Wassertanks, wie es gerade davon fliegt.

Erst zu diesem Zeitpunkt nehme ich mir mal etwas Zeit um hinunter zu den Nachbarhäusern zu schauen. Keiner zu sehen! Im nächsten Moment sehe ich wie am Marktgebäude nebenan auf etwa 4m2 die Ziegel wie Karten eines Kartenspieles umgedreht und versetzt werden. Jemand schlägt mich von hinten! Es ist einer unserer Lampions. Der zweite ist bereits weg und es hängen nur noch die Stromleitungen aus der Decke. Vor unserem Haus ist alles grün und unsere Dachantenne steckt mitten darin. Viele abgebrochene Äste werden her geblasen und bleiben hier hängen. Es reizt mich sehr, dies zu filmen oder weiter zuzuschauen aber ich stehe schon wieder einige Zentimeter hoch im Wasser und muß weiter gegen das Wasser kämpfen. Gegen 10 Uhr lässt der Regen und auch der Wind nach. Beim schreiben erlebe ich gerade alles noch ein zweites mal mit und bin froh das es an dieser Stelle jetzt zu ende ist. Unten im Haus höre ich „Volksfeststimmung“. Ich gehe hinunter um nachzusehen. Meine Frau erzähl mir, dass einige Nachbarinnen mit ihren Kindern gekommen sind, als es mit dem Sturm losging. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich keinen Laut von ihnen wahrgenommen. Großes „Instand-Nudelsuppenessen“ zusammen mit den Nachbarn ist jetzt angesagt. Wir haben vor dem Sturm genügend eingekauft und auch noch 60 Liter Trinkwasser gebunkert. Lautsprecherwagen fahren vorbei doch die muntern uns nicht gerade auf. Sie berichten von einem weiteren Taifun der noch kommen könnte und auch von Hochwasser. Der Rest des Tages geht mit Putzen rum. Meine Schwiegereltern sind mit ihrem Boot noch unterwegs und bis heute wissen wir noch nichts von ihnen. Sie werden erst 7 Tage nach dem Taifun zurückkommen da der Wasserstand auf dem reißenden Fluß zu hoch für einige Brücken war. Einen Teil ihres Daches hat es abgedeckt. Auch die Häuser von 3 Schwestern meiner Frau sind teilweise abgedeckt. Es ist wieder herrliches Wetter und wir haben genügend zu tun. Bis gegen Mitternacht räumen wir die Häuser von zwei Schwestern meiner Frau aus. Sie liegen etwas tiefer und das Hochwasser ist nur noch 40 cm entfernt.

02.10.2006

Handys sind schon eine feine Sache. Kein Strom, keine Festnetztelefon mehr, aber gegen 2 Uhr Morgens klingelt das Handy meiner Frau. Ich habe gerade mal eine Stunde wirklich gut und tief geschlafen. Privater „Hochwasseralarm“! Auch unser Haus wird betroffen sein berichte eine Schwester meiner Frau. Nun höre ich auch plötzlich reges Treiben auf der Straße. Wir hatten soooo gut geschlafen, dass wir wohl erst Morgen im Hochwasser wieder aufgewacht wären. Um 2.30 Uhr fahre ich zusammen mit sämtlichen Nachbarn mein Motorrad in Sicherheit. Stellenweise fahren wir auf Bürgesteigen schon durch 20 cm hohes Wasser. Wie schön frei die Bürgersteige um diese Zeit doch sind! Das Krankenhaus liegt etwas höher und was besonders wichtig ist, es hat einen Parkplatz der 24 Stunden bewacht ist.

 

Dort wird uns schon nach Stadtviertel aufgeteilt ein Platz zugewiesen. Wir laufen über 2 Km zurück. Es ist tiefe nacht und ich habe als einziger von uns 8 eine Taschenlampe dabei. Ich wundere mich noch warum alle so langsam gehen. Es fällt mir schwer mein Tempo zu drosseln und anzupassen, da wir doch wissen das bald das Wasser in unsere Häuser läuft. Und da passiert es! Obwohl wir schon so langsam gehen, fallen zwei zurück und wir müssen noch auf sie warten. Ich beobachte bei niemandem Hektik oder Aufregung. Wieder zurück erfahre ich gegen 3 Uhr, dass bei zwei Schwestern meiner Frau jeden Moment das Wasser in deren Geschäfte, unweit unseres Hauses (100m), läuft. Alles von ihren Geschäften (Stoffe, Textil, Schuhe....) müsse in unserem Haus in Sicherheit gebracht werden. Unser Haus liegt etwa 60 cm Höher als deren Geschäfte. Das Wasser, durch das wir gehen müssen hat zu diesem Zeitpunkt etwa 20 cm Höhe auf der Straße erreicht. Rechts und links der Straße schimmert etwas Kerzenlicht auf die Straße hinaus und auch der Mond gibt noch etwas Helligkeit dazu.

Die Schwester meiner Frau packt gemütlich ein und ich und meine Schwäger tragen es eben so gemütlich zu uns. Nach einigen Gängen komme ich zum Laden und möchte weitere Sachen holen doch meine Schwägerin sitzt da und macht pause. Meine Schwäger kommen dazu und machen ebenfalls Pause. Zigaretten werden angezündet und Kekse aufgemacht. Ich dränge etwas denn das Wasser läuft bereits ins Geschäft. Sie sagt: “Ich bin müde. Ich mag nicht mehr“. Ich sage: „dann gehen die Sachen kaputt“. Sie erwidert: „dann gehen sie halt kaputt. Ich bin jetzt müde“. Erst jetzt beim schreiben kommt mir die Idee. Nehmen die Einheim- ischen dies so ruhig und gelassen hin weil sie vielleicht in Wirklichkeit an ihrer Leistungsgrenze angekommen sind und gar nicht schneller können?

Gegen 5 Uhr ist alles geschafft und ich besorge bei einem Nachbarn noch Ziegelsteine um gegebenenfalls den Kühlschrank, Tisch.... noch etwas in die Höhe zu bringen, falls das Wasser auch in unser Haus kommt. Es ist vor unserem Haus in der Straße stehen geblieben. In nur 100 Meter Entfernung ist das Wasser so hoch, dass bereits Boote fahren können. Leute, die es nicht mehr rechtzeitig geschafft haben ihre Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen, sind jetzt mit Booten unterwegs. Gegen 7 Uhr entsteht auf den Bürgersteigen vor unserem Haus, zwischen dem Unrat des Taifuns, ein kleiner provisorischer Markt. Die Kundschaft steht auf der Straße mit den Füßen im Wasser. Es ist ein Rückgang des Wassers gegen 8 Uhr zu beobachten. Gegen 11 Uhr treffen sich wieder alle Nachbarn und wir laufen gemeinsam um unsere Mopeds abzuholen.  

 

Natürlich wird auf dem Rückweg irgendwo Kaffee getrunken. Ich setze mich ab und fahre noch ein bischen durch Hoi An um zu sehen was passiert ist. Meiner Meinung nach hatte der Taifun etwas gegen die vielen Reklameschilder und Bäume. In der Altstadt sind nur vereinzelt kleine Teile von Dächern abgedeckt. Meiner Meinung nach ist kein großer Schaden entstanden. Um die Altstadt herum ist bei einigen Dächern zu sehen, dass einzelne Wellblechbahnen weggerissen wurden. Nur ganz selten hat es ein ganzes Bellblechdach abge- deckt. Das sind Schäden die mit 200.000 bis 500.000 VND (10 – 25 Euro) behoben werden können. Es hat mich gewundert das doch so wenig passiert ist. Das Zentrum des Sturms soll in Danang (30km entfernt) gewesen sein. Der Rest des Tages ist wieder mit Putzen und reparieren verplant. Es ist übrigens herrliches Sommerwetter und fast zu heiß zum arbeiten.

03.10.2006

Ich fahre mit meiner Frau nach Danang. Der Vietnamesisch-Deutsche Verein hat zum Tag der Deutschen Einheit geladen. Es wurde zwar kurzfristig Telefonisch abgesagt aber mich interessiert es wie es dort aussieht. Auf halbem Weg sehe ich zum ersten mal das ganze Hauser weggerissen wurden. 2 Meter hohe Mauern um große Grundstücke herum liegen am Boden. In Danang hat es viele Strommasten umgeblasen. Rechts und links der Straßen ist überwiegend Grünzeug aufgeschichtet. So gut wie kein Baumüll habe ich gesehen. Die Hausfassaden sehen fast überall sehr gut aus. An sehr vielen Häusern hat es aber das Wellblechdach wegge- rissen. Mein Fazit. Da wo ich in Danang überall (2 Std.) herum gefahren bin, hat es nicht so übel ausgesehen. Es ist auch schon wieder reges Leben auf den Straßen und man geht der Arbeit nach. Nur ganz selten sehen wir einmal ein Haus das komplett zerlegt wurde. Haus? Eigentlich sind es nur Wände ohne Fundament darunter und ein Wellblechdach daraufgesetzt.

 

04.10.2006

Bei uns im Haus ist wieder alles fertig geputzt und Normalzustand wurde gegen 17 Uhr wieder hergestellt, als der Strom wieder kam. Das schlimmste für mich war, dass wir all die Zeit kein sauberes Brauchwasser mehr hatten. Die manuellen Wasserpumpen oder Brunnen lieferten wegen dem Hochwasser nur noch eine braun-gelbliche Brühe. Lediglich für Toilettenspülung konnten wir es verwenden. Auch das Putzen des Hauses war mit diesem Wasser mehr recht als schlecht möglich. In den letzten 5 Tagen war ich 3 Tage und 2 Nächte am Stück auf den Beinen. Auch das Trinkwasser wurde knapp (viele Gäste). Einmal habe ich mir eine Dusche aus 0,5 Liter Trinkwasser gegönnt. Es ist vorbei! Es war ein Erlebnis das ich nicht noch mal mitmachen möchte. Ihr macht euch kein Bild darüber wie das geblasen und geheult hat. Ich hatte letzte Nacht wieder das Bild vor Augen wie der Wind mich ans Balkongeländer gepresst hatte. Zu den Eltern meiner Frau ist immer noch kein Kontakt hergestellt. Sie sind mit ihrem Boot auf dem Fluß unterwegs, der uns das Hochwasser gebracht hat. Handys sind ja was Schönes aber nach 4 Tagen sind auch da mal die Akkus leer. Wahrscheinlich haben sie keine Möglichkeit uns zu erreichen.

Zum Schluß noch einige Angaben aus den Medien zu dieser Katastrophe.

Es hieß dass zwischen 150.000 und 200.000 Menschen, im größten Schutzprogramm in der Geschichte Vietnams in Sicherheit gebracht worden sind. Sie suchten in Schulen und Regierungsgebäuden im Landesinneren Schutz. 61.000 Menschen seien alleine aus der Altstadt von Hoi An evakuiert worden, darunter rund 500 Touristen, die sich in Hotels aufgehalten hatten. Etwa 5500 Wohnungen seien Behördenangaben zufolge allein in Danang zerstört oder beschädigt. Mindestens 435 Menschen wurden verletzt. Die vietnamesischen Behörden erklärten am Dienstag (03.10), es seien mindestens 41 Menschen ums Leben gekommen, allein 26 in der Küstenstadt Danang. Das Zentrum des Sturms zog mit einer Geschwindigkeit von bis zu 175 Kilometern pro Stunde durch Danang.

Viele Grüße aus Hoi An

Thomas & Kim Yen

 

Sie sind herzlich willkommen auf meiner Website weiter herumzustöbern. Vielleicht sind einige Programmpunkte im Reise-Teil für sie Interessant und man lernt sich während einer Vietnamreise im schönen Hoian kennen.

 

© Text u. Fotos: Thomas Weingärtner

Web: tvh-travel.de

 
 


Song Thu Bon